Dr. Martin Pinsger, Msc, Facharzt für Orthopädie und Experte auf dem Gebiet der Schmerztherapie, gibt Einblicke in seinen Praxisalltag und erläutert den Einsatz ganzheitlicher Ansätze, einschließlich der Verwendung von Pflanzenstoffen wie Cannabinoiden. Erfahren Sie mehr über den Umschwung der medizinischen Versorgung.

Medizinische Versorgung im Wandel: Der Weg zu einem personalisierten Ansatz

In einer Welt, in der die Lebenserwartung steigt und die Lebensqualität immer wichtiger wird, stehen wir an einem Wendepunkt in der Medizin. Weg von der reinen Überlebensmedizin, hin zu einer personalisierten, auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichteten Therapie - das ist die Zukunft, in die wir blicken. Lange Zeit stand die Behandlung von Krankheiten mit dem primären Ziel, das Überleben zu sichern, im Mittelpunkt der Medizin. Heute stehen die Lebensqualität und das individuelle Wohlbefinden im Mittelpunkt.

Ganzheitlich mehr Lebensqualität bei chronischen Schmerzen

Wir alle suchen nach einer dauerhaften Lösung für unsere Gesundheitsprobleme, insbesondere wenn es sich um chronische Schmerzen handelt. Die Schulmedizin ist zwar für viele Menschen wirksam, stößt aber an ihre Grenzen, insbesondere, wenn es um individuelle Unterschiede in der Reaktion auf Medikamente geht. Denn was bei 70 Prozent der Patienten die gewünschte Wirkung zeigt, kann bei den restlichen 30 Prozent weniger effektiv sein. Insbesondere Personen mit chronischen Schmerzen stehen vor vielfältigen Herausforderungen bei der Suche nach einer passenden Behandlung, da die Ursachen häufig sehr komplex und schwer zu diagnostizieren sind.

Chronische Schmerzen sind anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen, die über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten bestehen und das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Oft dauert es Jahre, bis die Betroffenen eine adäquate Schmerztherapie erhalten oder einen Spezialisten finden.

Schmerzkompetenzzentren, wie das unsere, nutzen seit Jahren innovative Ansätze, um unseren Patienten eine maßgeschneiderte Versorgung zu bieten. Durch die Integration von Genanalysen, künstlicher Intelligenz und digitalen Lösungen sind wir in der Lage, bereits vor Behandlungsbeginn die optimale Medikation zu identifizieren. Wir können die individuelle Stoffwechselaktivität bestimmter Enzyme vorhersagen und so die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Medikamenten besser einschätzen.

Die Bedeutung ganzheitlicher Ansätze für das Wohlbefinden

Die konventionelle Schmerztherapie konzentriert sich typischerweise auf die Behandlung durch medizinische Interventionen wie Medikamente oder physikalische Therapien, die darauf abzielen, die Symptome zu lindern. Dieser Ansatz berücksichtigt häufig nicht die zugrunde liegenden psychologischen oder sozialen Faktoren, die das Schmerzerleben beeinflussen können. Ganzheitliche Ansätze verfolgen dagegen einen breiteren Ansatz, der nicht nur die körperlichen, sondern auch die psychischen, emotionalen und sozialen Aspekte des Wohlbefindens berücksichtigt.

Diese Ansätze integrieren verschiedene Maßnahmen wie Psychotherapie, Entspannungstechniken, Ernährungsumstellung und alternative Medizin, um das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele zu fördern. Durch diesen umfassenden Ansatz können ganzheitliche Konzepte die Grenzen konventioneller Therapien erweitern und den Menschen eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, ihr Wohlbefinden zu fördern und ihre Lebensqualität zu verbessern.

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Stress, Angst und Anspannung: Psychosoziale Einflüsse auf das Schmerzempfinden

Schmerzempfinden ist ein sehr komplexes Phänomen, das von vielen Faktoren beeinflusst wird, darunter auch psychosoziale Einflüsse wie Stress, Angst und Anspannung. Während Schmerz häufig als rein physiologisches Phänomen betrachtet wird, zeigen Studien, dass psychische und soziale Faktoren einen signifikanten Einfluss haben können. Eine Übersichtsarbeit von Wyns et al. zeigte beispielsweise, dass Angst und Depression die Schmerzwahrnehmung bei Patienten mit chronischen Schmerzen signifikant verstärken können[1]. Darüber hinaus deutet die Evidenz darauf hin, dass Stress die Schmerzwahrnehmung durch verschiedene Mechanismen modulieren kann, einschließlich der Freisetzung von Stresshormonen wie Cortisol, die die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen[2].

Es kann hilfreich sein, wirksame Strategien zur Stressbewältigung zu entwickeln. Entspannungstechniken wie Meditation, progressive Muskelentspannung, Tiefenatmung und Yoga können helfen, Stress abzubauen und den Körper in einen Zustand der Ruhe zu versetzen.

Ernährung und Vitalität: So wichtig ist die Wahl der richtigen Lebensmittel

Die Wahl der richtigen Lebensmittel spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung von Schmerzen. So haben Studien gezeigt, dass eine Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Lebensmitteln wie Fisch, Nüssen, Beeren, grünem Blattgemüse und Olivenöl ist, zu besseren Ergebnissen bei der Behandlung chronischer Schmerzen führen kann[3];[4]. Die richtige Ernährung kann auch zur Gewichtskontrolle beitragen, was wiederum die Belastung der Gelenke und die Schmerzen bei Muskel- und Skeletterkrankungen verringern kann. Insgesamt kann eine gezielte Ernährung zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens beitragen.

Bewegung und Fitness: Wie Sport das Schmerzerleben beeinflussen kann

Regelmäßige Bewegung stärkt nicht nur die Muskulatur und verbessert die Beweglichkeit, sondern kann auch das Schmerzerleben positiv beeinflussen, insbesondere bei chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates[5]. Vor allem bei Arthrose spielt Bewegung eine wichtige Rolle, da sie die Gelenke stärken, die Beweglichkeit verbessern und die Steifheit verringern kann.

Für Menschen mit unterschiedlichem Fitnessniveau gibt es geeignete Sportarten wie zum Beispiel sanfte Übungen wie Schwimmen, Radfahren oder Yoga für Anfänger, während Fortgeschrittene von Krafttraining oder Pilates profitieren können. Diese Aktivitäten können helfen, Rücken-, Nacken-, Gelenk- und Muskelschmerzen zu reduzieren.

Es ist jedoch wichtig, die individuellen Grenzen zu respektieren und sich gegebenenfalls von einem Arzt oder einem qualifizierten Trainer beraten zu lassen, um sicherzustellen, dass die gewählte Sportart den individuellen Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand entspricht.

Schlafhygiene und Erholung: Lassen sich Schmerzen “wegschlafen”?

Schlaf und Erholung spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von Schmerz und Stress. Guter Schlaf ist wichtig, um den Körper zu regenerieren und die Schmerzverarbeitung zu unterstützen. Studien zeigen, dass Schlafmangel die Schmerzwahrnehmung verstärken und die Schmerztoleranz verringern kann[6];[7]. Daher ist es sowohl für Menschen mit chronischen Schmerzen als auch für Menschen mit gelegentlichen Schmerzen wichtig, ausreichend und gut zu schlafen.

Umgekehrt können chronische Schmerzen Schlafstörungen verursachen oder verschlimmern, so dass ein Teufelskreis entsteht. Menschen mit chronischen Schmerzen sollten daher auch ihre Schlafgewohnheiten und -muster überprüfen und gegebenenfalls anpassen.

Die Rolle sozialer Beziehungen

Soziale Beziehungen spielen eine wichtige Rolle bei der Bewältigung von Schmerzen. Studien liefern Hinweise, dass soziale Unterstützung einen schützenden Effekt vor psychischen Belastungen hat[8]. Durch emotionale Unterstützung, praktische Hilfe und soziale Interaktion mit Freunden, Familie oder Selbsthilfegruppen können Menschen mit Schmerzen ihr Wohlbefinden steigern.

Chronische Schmerzen können aber auch zu einem sozialen Rückzug führen, der Isolation und weitere psychische Belastungen nach sich ziehen kann. Es ist daher wichtig, dieser Spirale des sozialen Rückzugs entgegenzuwirken. Angehörige können eine entscheidende Rolle spielen, indem sie Unterstützung und Verständnis anbieten, gemeinsame Aktivitäten fördern und positive soziale Interaktionen ermöglichen.

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Naturheilkunde und pflanzliche Alternativen

Naturheilkunde und pflanzliche Alternativen gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere die Hanfpflanze ist in den letzten Jahrzehnten in den Fokus der Wissenschaft gerückt. CBD hat als potenzielle Ergänzung für eine Vielzahl von Zwecken wie Entspannung, Verbesserung der Schlafqualität und psychisches Wohlbefinden an Aufmerksamkeit gewonnen. Studien zeigen, dass einige der potenziellen gesundheitlichen Vorteile von CBD gut dokumentiert sind.

Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um das volle Ausmaß der Effekte zu verstehen. Bei ausgewählten Indikationen und als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes kommen CBD-Produkte auch bei uns im Kompetenzzentrum zum Einsatz. Wichtig ist jedoch die Absprache mit dem behandelnden Arzt, um mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten zu vermeiden.

Zukunftsaussichten: CBD in der Praxis?

In unserem Schmerzkompetenzzentrum liegt gerade der Trend auf Präzisionsmedizin. Dabei wird durch einen Gentest (Pharmakogenetik) die Verträglichkeit von Medikamenten schon vor ihrem Einsatz überprüft! Im Ergebnis zeigt sich, dass Medikamente, die für den einen vortrefflich verstoffwechselt werden können, für einen anderen toxisch sein können. Die Metabolisierung von CBD ist bekannt (Cytochrom 3A4 und 2C9) und somit können wir schon vor der geplanten CBD Therapie sehen, ob es diesbezüglich Probleme geben wird. Auch können die Interaktionen (CBD ist ein leichter 3A4 Inhibitor) mit anderen Medikamenten erkannt werden. Eine Multimedikation oder Polypharmazie können ebenfalls vermieden werden!

Vor allem für ältere Patienten, deren Entgiftungsmechanismen über Leber und Niere bereits reduziert sind und wo die Empfindlichkeit von Magen und Darm hoch sowie die Belastbarkeit des Herz-Kreislaufsystems gering ist, stellt CBD eine oft ideale Ergänzung dar.

Dabei können mitunter stark belastende Medikamente ersetzt werden. Das breite Anwendungsspektrum mit dem ganz speziellen Profil von CBD passt zu manchem Patienten ganz vorzüglich. Mit dem Stand des heutigen Wissens können wir nicht mehr sagen, was gut hilft, ist auch heilsam. Vielmehr geht es darum, den Menschen auch über Jahre und Jahrzehnte gut zu helfen und möglichst wenig zu schaden. Mit der Ambition, diesem Ansatz gerecht zu werden (nil nocere) ist CBD für uns ein wichtiges Mittel in der Unterstützung bei diversen Symptomen von Schmerzpatienten.

Vorteile von Schmerzzentren: Fokus auf einen ganzheitlichen Ansatz

Schmerzzentren sind Anlaufstellen für Menschen mit chronischen Schmerzen, die meist nicht mehr ausreichend auf herkömmliche Behandlungen ansprechen. Die spezialisierten Zentren bieten einen ganzheitlichen Behandlungsansatz, indem sie verschiedene medizinische Disziplinen zusammenbringen, um den Patienten eine umfassende Versorgung zu bieten. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse fließen in die Behandlung ein. Ziel ist eine rasche Verbesserung der Lebensqualität. Doch obwohl der Bedarf groß ist, gibt es noch zu wenige Anlaufstellen für Betroffene.

In der Regel besteht ein Schmerzzentrum aus einem multidisziplinären Team von Spezialisten wie Schmerztherapeuten, Orthopäden, Physiotherapeuten, Psychologen, Ernährungsberatern und Sozialarbeitern. Diese Experten arbeiten zusammen, um die Ursachen der Schmerzen zu erkennen, individuelle Behandlungspläne zu entwickeln und die Patienten ganzheitlich zu betreuen.

Die Grenzen alternativer Ansätze

Alternative Ansätze können eine wertvolle Ergänzung zur konventionellen Schmerzbehandlung sein, aber es gibt auch Grenzen für ihren Einsatz. Auch wenn Entspannungstechniken, Naturheilverfahren, pflanzliche Therapien und andere alternative Methoden zur Verbesserung des Wohlbefindens beitragen können, ist eine ärztliche Beratung, insbesondere bei chronischen Schmerzen, unerlässlich. Alternative Ansätze sollten daher nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zur ärztlichen Behandlung gesehen werden, die in Absprache mit dem Arzt erfolgen sollte.

Fazit

Die medizinische Versorgung von Patienten mit chronischen Schmerzen befindet sich im Wandel hin zu einem personalisierten Ansatz, der die individuellen Bedürfnisse und Ursachen der Schmerzen berücksichtigt. Eine ganzheitliche Behandlung, die nicht nur körperliche, sondern auch psychische und Lebensstilfaktoren einbezieht, ist dabei von zentraler Bedeutung. Durch die Integration verschiedener Behandlungsmethoden und die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Patienten ebnet diese Entwicklung den Weg zu mehr Lebensqualität und Wohlbefinden bei chronischen Schmerzen.

Generell gilt, dass bei jeder Art von Schmerz eine individuelle medizinische Behandlung entscheidend ist. Eine frühzeitige und adäquate Schmerztherapie kann eine Chronifizierung verhindern. Pflanzliche Alternativen oder Lebensstiländerungen sind kein Ersatz für eine medizinische Therapie und können, wenn sie zum falschen Zeitpunkt eingesetzt werden, auch negative Auswirkungen haben.

Quellen und Studien

[1] Wyns, A. (2023). The Biology of Stress Intolerance in Patients with Chronic Pain—State of the Art and Future Directions. Journal of Clinical Medicine. 12(6): 2245.Download vom 23. April 2024, von [Quelle]

[2] Hannibal, K. & Bishop, M. (2014). Chronic Stress, Cortisol Dysfunction, and Pain: A Psychoneuroendocrine Rationale for Stress Management in Pain Rehabilitation. Physical Therapy. Download vom 23. April 2024, von [Quelle]

[3] Dragen, S. et al. (2020). Dietary Patterns and Interventions to Alleviate Chronic Pain. Nutrients. Download vom 23. April 2024, von [Quelle]

[4] Qing, L. et al. (2024). Exploring the association between dietary Inflammatory Index and chronic pain in US adults using NHANES 1999–2004. Scientific Reports. Download vom 23. April 2024, von [Quelle]

[5] Frey P-E, Schiltenwolf M. (2022). Chronic pain and exercise. Dtsch Z Sportmed. 2022; 73: 98-105. Download vom 24. April 2024, von [Quelle]

[6] Chang, J. (2022). Die unterschiedlichen Auswirkungen von Schlafentzug auf die Schmerzwahrnehmung bei Personen mit oder ohne chronische Schmerzen: Eine systematische Überprüfung und Metaanalyse. Sleep Medicine Reviews. 16 (11). 1313-1320. Download vom 24. April 2024, von [Quelle]

[7] Rosseland, R. (2018). Effects of Sleep Fragmentation and Induced Mood on Pain Tolerance and Pain Sensitivity in Young Healthy Adults. Frontiers in Psychology. Download vom 24. April 2024, von [Quelle]

[8] Wilson, J. et al (2022). Soziale Unterstützung und psychische Belastung bei Patienten mit chronischen Schmerzen: Die vermittelnde Rolle der Achtsamkeit. Download vom 24. April 2024, von [Quelle]